Claudia de’ Medici (* 4. Juni 1604 in Florenz; † 25. Dezember 1648 in Innsbruck) war Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol. Sie erteilte Michael Wagner die Gewerbebefugnis zum Buchdruck und Buchhandel.

Claudia de’ Medici (* 4. Juni 1604 in Florenz; † 25. Dezember 1648 in Innsbruck) war Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol. Sie erteilte Michael Wagner die Gewerbebefugnis zum Buchdruck und Buchhandel.

 

Wagner’sche. Buchhändler der Erzherzogin

von
Dr. Bernd Oberhofer

 

Claudia de’ Medici (* 4. Juni 1604 in Florenz; † 25. Dezember 1648 in Innsbruck) war Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol. Sie erteilte Michael Wagner die Gewerbebefugnis zum Buchdruck und Buchhandel.

Claudia de’ Medici (* 4. Juni 1604 in Florenz; † 25. Dezember 1648 in Innsbruck) war Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol. Sie erteilte Michael Wagner die Gewerbebefugnis zum Buchdruck und Buchhandel.

Claudia de’ Medici (* 4. Juni 1604 in Florenz; † 25. Dezember 1648 in Innsbruck) war Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol. Am 11. Oktober 1639 hat sie Michael Wagners Traum verwirklicht. Mit ihrem blutrot glänzenden Siegel hat Claudiadem Michael Wagner den Freibrief für das Gewerbe als Buchdrucker und Buchhändler bestätigt. Die Wagner´sche Buchhandlung, seit 376 Jahren erste Adresse für Bücher, Zeitschriften und sonstige Drucksorten in Innsbruck, war damit gegründet.

Als die Erzherzogin Claudia dem Michael Wagner die Gewerbebefugnis bestätigte, war er vermutlich 29 Jahre alt. Gesichert ist Michael Wagners Geburtsort Deubach nahe Augsburg und die Tatsache, dass er am 10. Juni 1639 in Innsbruck die kinderlose Buchdruckerwitwe Maria Gäch feierlich geehelicht hat. Dies keine vier Wochen nach dem Tod des Meisters Hans Gäch, in dessen Werkstatt Michael Wagner als Geselle gearbeitet hat. Die Heirat mit einer „Goldenen Witwe“ war damals eine der wenigen Möglichkeiten, für einen Zuwanderer in den Besitz des Bürgerrechtes, einer Werkstatt und einer Gewerbekonzession zu gelangen. Am 11. Oktober 1639 ist Michael Wagner am Ziel, er hält seinen Freibrief in Händen, ausgestellt von keiner Geringeren als von der Erzherzogin Claudia persönlich. Und Michael Wagner schritt gleich zur Tat, er brachte sein erstes Druckwerk heraus, die „Tragoedia. Oder Trawriger Außgang deß H. Sigismundi Königs in Burgund unnd seines Sohns Sigerici“, ein Programmheft für eine Schultheaterveranstaltung des damaligen Jesuitengymnasiums in Hall. Neben einer Inhaltsangabe zur Geschichte und einer Beschreibung der insgesamt sechs Szenen enthält das Werk eine umfangreiche Liste der im Theaterstück vorkommenden  Rollen und eine genaue Angabe, wer die Schüler waren, die im Oktober 1639 die jeweiligen Rollen gespielt haben.

Michael Wagner hat zahlreiche solche Programmhefte für derartige Schüleraufführungen gedruckt. Lateinischsprachige Theateraufführungen der Schüler standen damals an den Jesuitengymnasien hoch in Kurs. Michael Wagner hatte offensichtlich Geschäftssinn: Er brachte gewinnbringend Kalender, Almanache und Gebetsbücher heraus. 1648 bekam er die Bewilligung, wöchentlich die „Ynbruggerische Ordianaria Zeitung“ heraus zu geben.

BUCHKRIEG IN INNSBRUCK

Die Bedingungen damals waren alles andere als einfach. In Europa tobte der Dreißigjährige Krieg, Aufträge waren spärlich und der Mitbewerber in Innsbruck, die Druckerfamilie Paur, machte Michael Wagner das Leben schwer. Als Hofbuchdrucker hatte Hieronymus Paur gute Karten. Seit 1548 war sein Unternehmen erste Staatsdruckerei der Welt, initiiert von Kaiser Ferdinand I. Oft kam es zu regelrechten Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Druckereibesitzern. 1667 löste Michael Wagner das Konkurrenzproblem im Handstreich:  Hieronymus Paur starb und Michael Wagner erwarb von den Erben Werkstatt und Konzession. Damit war Michael Wagner der Hofbuchdrucker. Mit dem Kauf reicht die Geschichte der Firma somit bis ins Jahr 1548. So gesehen ist die Wagner‘sche Buchhandlung die älteste Buchhandlung Österreichs. Wirtschaftlich war die Übernahme eine große Herausforderung, der sich vor allem der Sohn Jakob Christoph Wagner stellen musste; Michael Wagner verstarb im Jahre 1669. Aber der Nachfolger schaffte einen weiteren Aufschwung der Firma. Gesellschaftlich brachte er es gar an die Spitze der Stadt: Er war der erste Buchhändler im Amt des Innsbrucker Bürgermeisters.

1802: CASIMIR SCHUMACHER ÜBERNIMMT

Mit Michael Anton Wagner, Johann Nepomuk Wagner und Michael Alois Wagner gab es noch drei weitere Wagner-Generationen, ehe die männliche Linie der Familie ausstarb. 1802 wurde der Betrieb an einen Schwager übergeben: Casimir Schumacher aus Freiburg im Breisgau gebürtig, führte den Betrieb in ein neues Jahrhundert. Er bewies außerordentliche Fähigkeiten und war eine angesehene Persönlichkeit in Innsbruck. Er sollte der zweite Bürgermeister aus dem Unternehmen werden – in einer Zeit des Tiroler Volksaufstands 1809 keine angenehme Position. Zweimal wurde sein Privathaus verwüstet und sein Eigentum zerstört. Als Casimir Schumacher auch noch verhaftet wurde, entschloss er sich, das Bürgermeisteramt niederzulegen. Da half auch die Fürsprache von Andreas Hofer nichts. Casimir Schumacher starb 1824 und sein erst knapp 18-jähriger Sohn Johann Nepomuk Schumacher übernahm den Betrieb. Er errichtete 1830 nach einer Schriftgießerei und einer Lithographie-Anstalt die erste Schnellpresse in Österreich. Es folgte eine Phase der Expansion. Neben Zeitungen, z.B. dem „Tiroler Boten“, brachte das Unternehmen zahlreiche Verlagswerke heraus. Anton Schumacher, der dritte Spross und Enkel Casimir Schumachers, war Mitglied und Förderer des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeums, Gründungsmitglied der Sektion des Innsbrucker Alpenvereins, Vorstand der Tiroler Sparkasse, Handelskammer-Präsident, Gemeinderat und Vizebürgermeister von Innsbruck. 1898 wurde er von Kaiser Franz Joseph in den Adelsstand erhoben; er trug fortan den Titel „von Marienfrid“.

Wagner'sche Firmenwerbung Anno 1850.

Wagner’sche Firmenwerbung Anno 1850.

 

ADELSTITEL FÜR DEN BUCHHÄNDLER

1875 übersiedelte die Wagner’sche Buchhandlung aus der Altstadt an ihren heutigen Standort in die Museumstraße 4, die Druckerei verblieb vorerst weiterhin in der Altstadt Pfarrgasse 6. Erst nach einem verheerenden Brand 1889 in der Druckerei eröffnete das Unternehmen ein neues Geschäftslokal in der Erlerstraße 7. Auch Filialbetriebe in Bozen, Brixen, Feldkirch und Bregenz wurden eröffnet. Durch die Bombardierung Innsbrucks im Zweiten Weltkrieg wurde der Unternehmensstandort in der Erlerstraße schwer getroffen, die Druckerei und das Verlagsarchiv teilweise vernichtet, aber ein Wiederaufbau gelang. Der letzte männliche Erbe der Familie Schumacher war Eckart Schumacher. 1916 wurden Verlag und Druckerei an das Verlagshaus Reinhold Kiesel in Salzburg verkauft, nur die Buchhandlung – die Wagner‘sche Universitätsbuchhandlung – blieb im Besitz der Familie Schumacher; dies bis zum Jahr 2006. Die letzte Eigentümerin war Maria Hasenöhrl. Da sie keinen Nachfolger für das Geschäft fand, wurde das Unternehmen im Oktober 2006 an die Buchhandelskette Thalia verkauft. Neun Jahre später, im Oktober 2015, erlangt die Traditionsbuchhandlung ihren ursprünglichen Namen wieder. Markus Renk und Markus Hatzer, beide seit Jahrzehnten fest verankert in der heimischen Buchbranche, sind nun die Eigentümer der Wagner’schen Buchhandlung. Das Traditionsunternehmen ist damit wieder in Tiroler Besitz.

EIN HERZ FÜR MÜTTER

Auf rund 1000 Quadratmeter Geschäftsfläche warten 60.000 Bücher auf neue Leser. 20 Mitarbeiter helfen dabei. Im Internetshop www.wagnersche.at gibt es „alle Bücher dieser Welt“, das sind rund sechs Millionen Titel. Durch den besonderen Bestell- und Zustellservice der Wagner‘schen werden diese kurzfristig für jeden verfügbar. Eine bemerkenswerte Initiative steht noch in Vorbereitung. Markus Renk: „Mütter, die ihre Einkäufe erledigen müssen, haben andere Prioritäten als ihre Kinder. Die Wagner´sche wird gemeinsam mit verschiedenen Innenstadtkaufleuten neue Wege gehen, um Kindern für die Zeit eines Einkaufsbummels ihrer Mutter eigene Angebote zu machen.“ Dieses Angebot soll Kleinkinder genauso umfassen wie größere. Shopping in der Innenstadt soll dadurch noch attraktiver gemacht werden. Man darf gespannt sein, was Markus Renk und Markus Hatzer noch an Neuem präsentieren werden!

 

Der Herr der Bücher

Markus Renk, geb. 16.10.1969, verheiratet mit Dr. Sandra Renk, Medizinerin ist Vater von zwei Kindern. Am 8. April dieses Jahres hat Markus Renk gemeinsam mit seinem Partner Markus Hatzer, Verleger des Haymon, Studien-, Löwenzahn und des Universitätsverlags Wagner, die Wagner’sche Buchhandlung von der deutschen Thalia Holding GmbH gekauft. Neben seiner Frau Sandra sind Bücher die größte Leidenschaft von Markus Renk! GUT führt mit dem neuen Unternehmenseigentümer das nachstehende Interview.

 

Markus Renk, geb. 16.10.1969, verheiratet mit Dr. Sandra Renk, Medizinerin ist Vater von zwei Kindern. Am 8. April dieses Jahres hat Markus Renk gemeinsam mit seinem Partner Markus Hatzer, Verleger des Haymon, Studien-, Löwenzahn und des Universitätsverlags Wagner, die Wagner’sche Buchhandlung von der deutschen Thalia Holding GmbH gekauft.

Markus Renk, geb. 16.10.1969, verheiratet mit Dr. Sandra Renk, Medizinerin, ist Vater von zwei Kindern. Am 8. April dieses Jahres hat Markus Renk gemeinsam mit seinem Partner Markus Hatzer, Verleger des Haymon, Studien-, Löwenzahn und des Universitätsverlags Wagner, die Wagner’sche Buchhandlung von der deutschen Thalia Holding GmbH gekauft.

 

Herr Renk. Was hat Sie bewogen, die Wagner’sche zu kaufen?

Schuld trägt ein Buch! Es war der Ausstellungskatalog „Druckfrisch“. Dieser ist letztes Jahr zum 375-jährigen Jubiläum der Wagner’schen erschienen. Die Wagner’sche ist eine Buchhandlung mit bald 400 Jahren Tradition. Eine Buchhandlung, aus der zwei Innsbrucker Bürgermeister, mehrere Stadtrichter und ein Wirtschaftskammerpräsident hervorgegangen sind.  Es ist ein großes Privileg, ein Unternehmen mit dieser Tradition zu führen. Natürlich reizt auch das wirtschaftliche Potenzial. Wir erleben heute die Renaissance des selbstständigen Buchhandels, der besser gegen den Internethandel reüssieren kann. Das Persönliche ist dem Kunden wichtig, wir können schneller entscheiden und sind näher am Kunden. Die Wagner’sche war über viele Jahre für ein besonderes Service bekannt.

Gibt es am Markt Bedarf nach einer selbständigen Wagner’schen?

Im Buchhandel gibt es festgesetzte Preise. Somit kosten Bücher überall gleich viel, ob bei Amazon oder bei der Wagner’schen. Punkten kann man nur mit Kundenservice. Da haben Ketten schon automatisch Probleme. Wenn man 300 Filialen besitzt, muss man fixe Strukturen vorgeben, die jeden Mitarbeiter binden. Als Einzelfirma kann ich viel stärker auf die Kundenbedürfnisse eingehen.

Was soll die neue Wagner’sche auszeichnen? 

Die Wagner’sche soll in Sachen Buch die klare Nummer 1 werden. Deshalb wird das Haus als reines Buchhaus positioniert. Die Zeiten der Skateboards und Sandkübel in der Wagner’schen sind vorbei. Mit 1.000 m² Buch können wir diesen Anspruch auch umsetzen. Wir werden mehrere Schwerpunkte setzen und die klare Themenführerschaft übernehmen. Tolle Veranstaltungen werden das unterstreichen. Schon am 22. Oktober kommt Michael Köhlmeier zu uns und am 24. Oktober C. W. Bauer. Noch im Herbst kommt auch Raoul Schrott. Ein spezielles Highlight wird das Gastrokonzept in der Buchhandlung. Wir lassen die Kaffeetradition in der Buchhandlung wieder aufleben und erweitern diese um ein kulinarisches Angebot. Nina Rettenbacher, vielen bekannt vom „Crumbles am Wiltener Platzl“, ist unsere Partnerin. Sie wird Köstlichkeiten nachhaltig und frisch zubereiten.

Was bedeuten die Bücher für Markus Renk?

Bücher sind neben meiner Frau meine große Leidenschaft. Sie überraschen mich jeden Tag aufs Neue und lassen mich nie aufhören zu lernen. Der britische Schriftsteller Aldous Huxley hat den Reiz der Bücher auf den Punkt gebracht: „Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu ungeträumten Möglichkeiten, zu einem berauschend schönen, sinnerfüllten und glücklichen Leben.“ Das trifft es, denke ich, ganz gut!

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Wagner’sche. Buchhändler der Erzherzogin, von Dr. Bernd Oberhofer