Ludwig V. von Wittelsbach, genannt “Ludwig der Brandenburger“ (* Mai 1315; † 18. September 1361), ältester von sechs Söhnen des Kaisers, war Anfang der 1340er Jahre der begehrteste Junggeselle im „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Schon im Alter von acht Jahren hatte ihn Kaiser Ludwig mit der Markgrafschaft Brandenburg belehnt; als ältester war er zudem Anwärter auf das Herzogtum Bayern. Der „Brandenburger“ war von stattlicher Gestalt und er hatte sich bereits in jungen Jahren als Kriegsmann hervorragend bewährt. Am 08. Februar 1342 entschied Kaiser Ludwig zu Meran als „oberster Richter des Reiches“ kraft seines auf göttlichem und weltlichem Recht gegründeten Amtes auf „anullatio“ der Ehe zwischen Margarethe von Tirol und Johann Heinrich von Luxemburg. Am 10. Februar 1342 wirkte Kaiser Ludwig als Standesbeamter, was im 14. Jhdt im „Heiligen Römischen Reich“ ebenfalls ein Novum war. Er verheiratete seinen Sohn Ludwig, Markgraf von Brandenburg, mit Margarethe, Gräfin von Tirol, nach staatlichem Recht.

Ludwig V. von Wittelsbach, genannt “Ludwig der Brandenburger“ (* Mai 1315; † 18. September 1361), ältester von sechs Söhnen des Kaisers, war Anfang der 1340er Jahre der begehrteste Junggeselle im „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Schon im Alter von acht Jahren hatte ihn Kaiser Ludwig mit der Markgrafschaft Brandenburg belehnt; als ältester war er zudem Anwärter auf das Herzogtum Bayern. Der „Brandenburger“ war von stattlicher Gestalt und er hatte sich bereits in jungen Jahren als Kriegsmann hervorragend bewährt. Am 08. Februar 1342 entschied Kaiser Ludwig zu Meran als „oberster Richter des Reiches“ kraft seines auf göttlichem und weltlichem Recht gegründeten Amtes auf „anullatio“ der Ehe zwischen Margarethe von Tirol und Johann Heinrich von Luxemburg. Am 10. Februar 1342 wirkte Kaiser Ludwig als Standesbeamter, was im 14. Jhdt im „Heiligen Römischen Reich“ ebenfalls ein Novum war. Er verheiratete seinen Sohn Ludwig, Markgraf von Brandenburg, mit Margarethe, Gräfin von Tirol, nach staatlichem Recht.


Margarethe 
und der Kaisersohn Ludwig

von
Dr. Bernd Oberhofer

6. September 1359, St. Margarethenkapelle am Alten Hof in München: Ludwig, Markgraf von Brandenburg, Herzog von Bayern, Graf von Tirol, blickt verklärt auf den blonden Scheitel der kindlichen Braut Margarethe von Habsburg-Österreich, die hier und jetzt seinem Sohn Meinhard, dem künftigen Herzog von Bayern und Grafen von Tirol, das feierliche Eheversprechen geben wird. Nach einer siebzehn Jahre dauernden Verdammung durch die Heilige Kirche steht er vor einer im Ornat prangenden Priesterschaft, umgeben von den Edelsten aus Herzogtum und Grafschaft, neben seiner wunderschönen Gattin, Margarethe, Erbgräfin von Tirol. Vor vier Tagen sind er und Margarethe an derselben Stelle vom Kirchenbann losgesprochen worden. Und die Heilige Kirche hat sich mit ihm, Markgraf Ludwig, und mit Margarethe, Gräfin von Tirol, wieder versöhnt.

„Doppelhochzeit“ in München

Nach der feierlichen Lossprechungs-Zeremonie, wo der Kirchenbann über Markgraf Ludwig und Gräfin Margarethe aufgehoben wurde, hat Abt Peter von St. Lamprecht die Trennung des Markgrafen von seiner Gattin Margarethe angeordnet. Margarethe sollte sich für drei Tage in das Heiliggeistspital vor der Stadtmauer begeben. Heute Morgen erst hat Herzog Rudolf von Habsburg-Österreich, begleitet von einer ansehnlichen Ritterschaft, Margarethe abgeholt und feierlich in die Herzogburg geführt. Vor knapp einer Stunde hat Erzbischof Ortolf von Salzburg mit lauter Stimme den päpstlichen Dispens für die Ehe zwischen dem Markgrafen und Margarethe wegen naher Verwandtschaft verlesen. In der Folge ist seine Ehe mit Margarethe kirchlich eingesegnet und ihr gemeinsamer Sohn Meinhard für ehelich erklärt worden. Jetzt geben sich Meinhard und Margarethe von Habsburg-Österreich das Ja-Wort für den Bund der heiligen Ehe. Meinhard ist gerade 15 Jahre alt, seine Gattin Margarethe erst 13.

Markgraf Ludwigs Blick fällt auf Herzog Rudolf von Habsburg-Österreich, der als Brautführer seiner kindlichen Schwester Margarethe direkt neben dem jungen Brautpaar steht. Den Markgrafen bewegt eine tiefe väterliche Zuneigung für den kühnen und klugen Herzog von Österreich, der noch nicht einmal 20jährig, schon Größtes vollbracht hat. Keine Minute seines Lebens hat er das Bündnis mit Herzog Albrecht von Habsburg-Österreich, dem Vater von Herzog Rudolf, bereut. Der Gedanke an seinen vor einem Jahr verstorbenen Freund, den alle im Reich „Albrecht den Weisen“ nennen, legt sich wie eine Klammer um sein Herz. Albrecht hat das für ihn und seine geliebte Gattin Margarethe Wichtigste vollbracht: Die Aussöhnung mit der Heiligen Kirche und die Legitimation ihrer Ehe. Vor zehn Jahren hat Markgraf Ludwig den Grundstein für das Bündnis mit Herzog Albrecht gelegt. Im Herbst 1349 hat er Albrecht den Weisen in dessen Residenz in Wien aufgesucht und das Freundschaftsbündnis begründet. Das heute eingelöste Eheversprechen ihrer Kinder, Meinhard von Tirol und Margarethe von Habsburg-Österreich ist damals vereinbart worden.

Der Markgraf ergreift die Hand seiner Gattin. Was hat Margarethe von Tirol alles erleben müssen! Im Kindesalter von zwölf Jahren in eine Ehe mit einem unreifen, gerade neunjährigen Jungen gezwungen, hat sie nach dem Tod ihres Vaters erst 17jährig die Regentschaft in Tirol übernehmen müssen – Tirol von Feinden umgeben und das Herzogtum Kärnten an Habsburg-Österreich verloren. Nur durch eine böhmische Besatzung mit ihrem damaligen Schwager Karl von Luxemburg an der Spitze hat Margarethe ihre Herrschaftsrechte in Tirol verteidigen können.

Naturkatastrophen in Tirol

Margarethe hat erleben müssen, wie ihr Land von den ungewöhnlichsten Naturkatastrophen heimgesucht wurde. 1338, 1340 und 1341 haben Heuschreckenzüge die blühenden Gefilde ihres geliebten Tiroler Landes verheert. Der erste Zug hat 14 Tage gedauert und ist so dicht gewesen, dass er die Sonne verdunkelt hat. Obwohl der Pfarrer von Kaltern die Heuschrecken von öffentlicher Kanzel herab gebannt und durch Geschworene verurteilt hat, sind die unfrommen Tiere noch zwei Mal und noch zahlreicher erschienen. Jeweils drei Wochen lang flogen die schlimmen Gäste bei Tag und bei Nacht die Etschufer entlang alles weit und breit verwüstend. 1339 hat Meran gebrannt, 1340 Innsbruck und Neumarkt. 1339 haben große Gewässer das Unteretsch in einen See verwandelt, so dass man von Neumarkt mit dem Schiff nach Tramin gefahren ist.

Rund zehn Jahre später, am 25. Jänner 1348 hat das „Große Villacher Beben“ die Erde in Tirol erschüttert, die Menschen in Furcht und Schrecken versetzt und Häuser zum  Einsturz gebracht. Im Sommer 1349 hat Margarethe schließlich das schlimmste Übel überstanden, von dem das Reich je heimgesucht worden ist: der „Große Sterb“, der „Schwarze Tod“. Über Genua auf dem Schiffsweg eingeschleppt, hat sich die Pest-Epidemie in Windeseile verbreitet. Boten im Büßergewand haben überall die Nachricht verbreitet, dass in Asia Blut und Feuer vom Himmel gefallen sei und dass jeder, der das Feuer gesehen oder den Rauch geschmeckt habe, gestorben sei und dass jeder, der mit einem solchen geredet habe, bald mit diesem starb. Schiffe seien gekommen und wer mit den Schiffern geredet habe, der sei gestorben und wer geflohen sei, der würde den Tod mit sich bringen. In kluger Umsicht hat Margarethe Schloss Tirol gegen einen unsichtbaren Feind in Verteidigungsbereitschaft gesetzt. Margarethe ist es gelungen, die Pestilenz von Schloss Tirol fern zu halten, während Markgraf Ludwig in Geschäften der Reichspolitik abwesend war.

Reichspolitik fordert Markgraf Ludwig

Inzwischen ist die Hochzeitszeremonie abgeschlossen und Markgraf Ludwig und seine Margarethe von Tirol sowie das junge Fürstenpaar Meinhard und seine Margarethe von Habsburg-Österreich, schreiten an der Spitze einer großen Gesellschaft zum Hochzeitsmahl. Markgraf Ludwig genießt die glücklichen Stunden an der Seite seiner schönen Gattin. Und er ist stolz, es nach so vielen Jahren geschafft zu haben, auch den Frieden mit der Heiligen Kirche zu schließen. Dem sind Jahre politischer Streitigkeiten und kriegerischer Auseinandersetzungen voraus gegangen, die den Markgrafen immer wieder vom häuslichen Herd in Tirol ferngehalten haben: als Markgraf von Brandenburg, als Sohn des streitbaren Kaisers Ludwig von Wittelsbach und als Kurfürst des Reiches.

Im Mai 1342 bestieg Pierre Roger, der viele Jahre Erzieher Karls von Luxemburg am französischen Königshof war, als „Clemens VI.“ den päpstlichen Thron. Von Avignon aus unternahm er alles, um die Absetzung Kaiser Ludwigs zu betreiben. Er wollte seinen Zögling Karl von Luxemburg auf den Kaiserthron hieven. Kaiser Ludwig wurde jeden Sonntag erneut von Clemens VI. gebannt. Clemens VI. führte „Prozesse“ gegen Kaiser Ludwig, die seine Würde als Kaiser untergraben sollten. Nach vier Jahren zeigten diese Bemühungen Wirkung. Eine politische Unklugheit des Kaisers erregte den Zorn der deutschen Fürsten. Papst Clemens VI. nutzte das aus. Er erklärte die Kurfürsten für säumig in der Wahl eines von ihm approbierten deutschen Königs und drohte den Fürsten, dass er selbst den neuen deutschen König ernennen würde. Mit Hilfe seines Großonkel Balduin von Trier, als Erzbischof von Trier wahlberechtigter Fürst des deutschen Reiches, wurde Karl von Luxemburg am 11. Juli 1346 zum Gegenkönig gewählt. Damit entstand Kaiser Ludwig ein offizieller Gegenspieler unter den deutschen Fürsten.

Als einen der ersten Schachzüge nach der Königswahl versuchte Karl von Luxemburg über Trient vom Süden kommend die Grafschaft Tirol im Sturm zu gewinnen. Zuvor bewog er die Litauer zu einem Angriff auf Mark Brandenburg und er verbündete sich im Geheimen mit einem Teil des Tiroler Adels. Markgraf Ludwig war zur Verteidigung Brandenburgs fort geeilt, als Karl von Luxemburg mit oberitalienischen Söldnern Mitte Mai des Jahres 1347 den Angriff auf Tirol startete. Margarethe wurde jedoch vorgewarnt und sie hat Boten nach Brandenburg entsandt. Ohne auf Widerstand zu stoßen, konnte Karl mit seinen Truppen vor Schloss Tirol ziehen, wo Margarethe die treu Gebliebenen gesammelt hatte. Drei Wochen lang verteidigte Margarethe Schloss Tirol heldenhaft, als die Kunde von der Rückkehr des Markgrafen Ludwig eintraf. Der Luxemburger Karl wurde zum Rückzug bewogen, wobei er das reiche Bozen in Flammen aufgehen und entlang des Rückzugsweges nach Süden morden und plündern ließ. An der Salurner Klause ereilte seinen Heerzug das Schicksal: Der Luxemburger wurde von Markgraf Ludwig in einem harten Gefecht endgültig geschlagen und in die Flucht gejagt. Das anschließende Strafgericht über den abtrünnigen Teil des Tiroler Adels überließ der Markgraf seinem bayrischen Gefolgsmann Herzog Konrad von Teck. Die Kriegsvorbereitungen seines Vaters, des Kaisers, gegen König Karl von Luxemburg erforderten seine Anwesenheit in Deutschland.

Luxemburg, Habsburg und Wittelsbach versöhnen sich

Am 11. Oktober 1347 verstarb Kaiser Ludwig von Wittelsbach überraschend. Markgraf Ludwig und die übrigen Gegner des Hauses Luxemburg wollten den Tod des Kaisers mit der Wahl eines neuen Gegenkönigs ausgleichen. Markgraf Ludwig wählte deshalb im Jänner 1349 mit drei weiteren Kurfürsten Graf Günther von Schwarzburg zum neuen deutschen König. König Karl von Luxemburg konnte den Schwarzburger jedoch zum Verzicht auf die Krone bewegen. Der Widerstand gegen das Königtum Karls von Luxemburg brach damit zusammen. Markgraf Ludwig war Realist genug, um zu erkennen, dass seine Partei, die Wittelsbacher, den Kampf um die Königs- und Kaiserwürde verloren hatten.

Bereits im Mai 1348 hatte sich Herzog Albrecht von Habsburg-Österreich mit dem Haus Luxemburg ausgesöhnt und Karl von Luxemburg als deutschen König anerkannt. Ebenfalls im Jahr 1348 suchte Johann Heinrich von Luxemburg, Margarethes erster Ehemann, die päpstliche Kurie auf, um eine Annullierung der Ehe zwischen ihm und Margarethe von Tirol zu erreichen. Er hatte inzwischen seine Tiroler Pläne und den Gedanken an die widerspenstige Landesherrin aufgegeben. Er wollte nun wo anders Eheglück suchen. Johann Heinrich bestätigte, dass es nie zum Vollzug der Ehe mit Margarethe gekommen sei. Er begründete dies mit einem „maleficium“, einer Verzauberung. Seine Impotenz bezöge sich nur auf Margarete. Wegen der gemeinsamen Kindheit hätte er eine Art „Geschwisterliebe“ aufgebaut. Am 21. Juli 1349 wurde die Ehe Margarethes von Tirol mit Johann Heinrich von Luxemburg auch nach kirchlichem Recht für Null und nichtig erklärt. Johann Heinrich heiratete noch im selben Jahr Margarete von Troppau, die ihm drei Töchter und drei Söhne schenkte.

Inzwischen ist die Hochzeitstafel aufgehoben. Das öffentliche Beilager der jungen Eheleute soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Markgraf Ludwig befindet sich im herzoglichen Schlafgemach und versinkt in den Armen seiner Margarethe, die seine Liebe zärtlich erwidert. Sein Freund Albrecht der Weise hat ihm vor bald zehn Jahren klar gemacht, dass eine Aussöhnung mit der Kirche die Beilegung des Streits mit dem Haus Luxemburg voraussetzt. Danach hat er Markgraf gehandelt: Im Frühjahr des Jahres 1350 versöhnten sich Markgraf Ludwig und seine fünf Brüder mit König Karl von Luxemburg und Markgraf Ludwig übergab König Karl die Reichsinsignien, die Zeichen der Macht des gewählten und gekrönten deutschen Königs. Die Reichsinsignien hatte er nach dem Tod seines Vaters Kaiser Ludwig im Jahr 1347 auf Stift Stams in Tirol in Sicherheit gebracht. Knappe drei Jahre hatten die Mönche die Reichskrone, die Heilige Lanze, das Reichsschwert, den Krönungsmantel und zahlreiche andere Kleinodien des Reichsschatzes behütet.

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Margarethe Maultasch von Tirol und der Kaisersohn Ludwig, von Dr. Bernd Oberhofer

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Fortsetzung:

Ein verwegener Bergsteiger gewinnt Margarethes Herz

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Bernd Oberhofer